Mansfeld

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Mansfeld war ein mitteldeutsches Montanunternehmen, das sich mit der Gewinnung und Verarbeitung von Kupfer und anderen NE-Metallen aus Kupferschiefer beschäftigte. Das Unternehmen war hauptsächlich in der Mansfelder und Sangerhäuser Mulde tätig.

Geschichte

Der Abbau von Kupferschiefer und dessen Verarbeitung zu Kupfer sind im Mansfelder Raum bereits seit 1200 belegt.[1] Im 17. Jahrhundert schlossen sich die meist kleinen Bergwerke und Hüttenbetriebe der Mansfelder Mulde zu Gewerkschaften zusammen, von denen sich bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts die Gewerkschaften zur Oberhütte und zur Mittelhütte bei Eisleben, die Gewerkschaften zur Kreuzhütte und zur Silberhütte bei Mansfeld und die Gewerkschaft der Kupferkammer samt Gottesbelohnungshütte bei Hettstedt hielten.[2][3]

Mansfeldsche Gewerkschaft

1852 schlossen sich die fünf Mansfelder Kupfergewerkschaften zur Mansfeldschen Kupferschieferbauenden Gewerkschaft zusammen.[3] Dieses Bergbauunternehmen teufte in den folgenden Jahren eine Reihe neuer leistungsfähiger Schachtanlagen, darunter die Schachtanlagen Ernst (ab 1864), Otto (ab 1865), Niewandt (ab 1866), Freiesleben (ab 1868), Zirkel (1891) und Röhrig (1871). Auf den meisten dieser Schachtanlagen wurden mehrere Schächte geteuft, teils wegen verschiedener Aufgaben (Förderung, Wasserhaltung, Bewetterung), teilweise aber auch um eine Förderung auf mehreren Sohlen zu erreichen.[4] Um die so gesteigerte Fördermenge zu verarbeiten wurde 1857 bei Leimbach die Eckardthütte errichtet und die Kupferkammerhütte ausgebaut. Mit dem Erreichen einer Jahresfördermenge von über 100.000 Tonnen Kupferschiefer, Anfang der 1870er Jahre, reichten auch diese Kapazitäten nicht mehr aus. So wurde 1868 mit dem Bau der Krughütte bei Eisleben begonnen, welche 1870 in Betrieb ging. In den Folgejahren wurden die Mittelhütte und die Kreuzhütte stillgelegt, sowie die Oberhütte für die Kupferelektrolyse umgebaut.[5][6] 1875 erwarb die Gewerkschaft die Steinkohlenzechen Colonia und Urbanus in Langendreer bei Bochum, um den Steinkohlebedarf der Kupferhütten aus eigener Produktion zu decken. 1877 erfolgte die Konsolidierung der Zechen zur Zeche Mansfeld.[7] 1880 nahm die bei Helbra neu errichtete Kochhütte als zweite Großhütte ihren Betrieb auf. Um die ebenfalls steigenden Transportprobleme, vor allem zwischen den Schächten und den Hütten zu lösen, wurde 1878 mit dem Bau einer betriebseigenen Schmalspurbahn begonnen. 1880 wurde das erste Teilstück der Mansfelder Bergwerksbahn bei Hettstedt in Betrieb genommen.ref>Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 1. Eisleben und Bochum, 1999, S. 363-374.</ref> Im Rahmen einer Bohrerkundung auf Kupferschiefer wurde 1896 bei Wansleben ein 35m mächtiges Kaliflöz der Staßfurtserie entdeckt und 1898 mit der Teufe des Georgi-Schachtes aufgeschlossen. Mit der Gründung der Gewerkschaft Ernsthall im Jahr 1901 ging diese als erstes Kaliwerk der Mansfeld-Gewerkschaft in Betrieb.[8] Anfang des 20. Jahrhunderts reichte der Bergbau mit der 5. Sohle bis in eine Teufe von 237m u. NN. Der Abbau verlagerte sich immer mehr in die Mitte der Mansfelder Mulde und in die Tiefe. Dies führte ab 1900 zum Abteufen der neuen Schachtanlagen Paul (1900) bei Heiligenthal, Vitzthum (1906) bei Siersleben, Wolf (1906) bei Volkstedt und Dittrich (1907) bei Unterrißdorf. Die Schächte am Rand der Mulde stellten ihre Förderung von 1909 bis 1923 schrittweise ein. Da die stillgelegten Schächte in ihrer Funktion als Wetter- und Wasserhaltungsschächte weiter betrieben wurden, konnten die neuen Schächte als Einzelschächte geteuft werden. Der Dittrichschacht schloss mit 423m u. NN die 8. Sohle auf.[9] Bei der Teufe des Dittrich- und des Wolf-Schachtes wurden diese an die jeweils angetroffenen Kaliflöze angeschlossen. 1911 erfolgte nach der Teufe eines weiteren, reinen Kali-Schachtes, die Gründung der Gewerkschaften Wolfshall, Paulshall und Dittrichshall.[8] 1903 erwarb die Gewerkschaft Mansfeld 14 weitere Kohlefelder um Heessen bei Hamm und brachte auf diesen 1912 die zwei ersten Schächte nieder. 1914 wurde darauf die Zeche Sachsen gegründet und damit der Steinkohlebergbau, neben Kupferschiefer- und Kaligewinnung zum dritten Hauptbetätigungsfeld des Unternehmens.[10]

Mansfeld Aktiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbetriebe (Mansfeld AG)

Firmenlogo

Die stark gefallenen Weltmarktpreise für Kupfer und Silber Anfang des 20. Jahrhunderts und für Kali nach dem ersten Weltkrieg erforderten eine flexiblere Unternehmensführung und führte 1921 zur Umwandlung der Gewerkschaft in eine Aktiengesellschaft und die Ausgliederung der Kaliwerke als Mansfeldsche Kaliwerke AG in eine Tochtergesellschaft. 1933 wurden die Kupferbergwerke aus der Mansfeld AG herausgelöst und die Mansfeldsche Kupferschieferbergbau AG gegründet. Dieser Betrieb wurde als Folge der Weltwirtschaftskrise staatlich subventioniert. 1938 fusionierten die Mansfeld AG und die Salzdetfurt AG auf Betreiben des Hauptaktionärs beider Firmen, der Deutschen Bank, zum Mansfeld-Salzdetfurt-Konzern. Die Mansfeld AG wurde hierbei zur 100 prozentigen Tochter der Salzdetfurt AG.[11]

Nach 1945

1946 wurden auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration in Sachsen-Anhalt die Mansfeld AG für Bergbau und Hüttenbetriebe sowie die Mansfeldsche Kupferschieferbergbau AG enteignet. Der gesamte Firmenbesitz im Bereich der SBZ wurde als Mansfeldische Kupferschieferbergbau AG in die Sowjetische Metallurgische AG in Berlin eingegliedert und damit als Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) in sowjetisches Eigentum überführt. Bereits Anfang des Jahres 1947 wurde die Firma an das Land Sachsen-Anhalt zurückgegeben und als volkseigene Betriebe wieder in deutsches Eigentum überführt. 1947 wurde mit der Sümpfung und Weiterteufe des bereits 1943 angesetzten Thomas-Müntzer-Schachtes bei Sangerhausen und damit mit dem erneuten Aufschluss der Sangerhäuser Mulde begonnen.[12]

VEB Mansfeld Kombinat Wilhelm Pieck

Firmenlogo Kombinat

1948 wurde die VVB Mansfelder Bergbau- und Hüttenbetriebe gegründet und die volkseigenen Mansfelder Betriebe in diese eingegliedert. 1951 erfolgte aus dieser VVB die Gründung des VEB Mansfeld Kombinat Wilhelm Pieck. Im gleichen Jahr begann auf dem Thomas Münzer-Schacht in Sangerhausen die Förderung des Kupferschiefers. Von 1952 bis 1956 erfolgte die Teufe des Schachtes Niederröblingen (späterer Bernard-Koenen Schacht I). 1953 erfolgte eine Aufspaltung in VEB Mansfeld Hütten Kombinat Wilhelm Pieck und VEB Mansfeld Bergbau Kombinat Wilhelm Pieck. 1956 wurde das Bergbau Kombinat in VEB Kupferbergbau Otto Brosowski, VEB Kupferbergbau Fortschritt, VEB Kupferbergbau Max Lademann, VEB Kupferbergbau Ernst Thälmann, VEB Kupferbergbau Thomas Münzer und VEB Kupferbergbau Niederröblingen aufgeteilt. Die Bergbaubetriebe wurden der VVB NE-Metallindustrie Eisleben unterstellt und das Bergbau Kombinat aufgelöst. 1960 erfolgte ein erneuter Zusammenschluss des Hüttenkombinates sowie der Bergbaubetriebe zum VEB Mansfeld Kombinat Wilhelm Pieck (MKWP). 1969 wurde mit der Stilllegung des Otto-Brosowski-Schachtes die Kupferschieferförderung in der Mansfelder Mulde eingestellt. 1970 erfolgte die Eingliederung des VEB Halbzeugkombinat Hettstedt in das MKWP. Das Kombinat gliederte sich Ende der 1980er Jahre in folgende Struktur:

Mansfelder und Sangerhäuser Revier des Mansfeld Kombinates
  • Mansfeld Kombinat Wilhelm Pieck - Stammbetrieb:
  • Werk Kupferbergbau
-Schachtanlage Thomas Münzer
-Schachtanlage Bernard Koenen
  • Werk August-Bebel-Hütte
  • Werk Kupfer-Silber-Hütte
  • Werk Anlagen- und Gerätebau
  • Werk Konsumgüter
  • Kombinats-Transportbetrieb
  • Forschungsinstitut für NE-Metalle Freiberg

Kombinatsbetriebe:

  • VEB Walzwerk Hettstedt
  • VEB Eisen-und Hüttenwerk Thale
  • VEB Berliner Metallhütten- und Halbzeugwerk
  • VEB Leichtmetallwerk Rackwitz
  • VEB Aluminiumfolie Merseburg
  • VEB Leichtmetallwerk Nachterstedt
  • VEB Aluminiumwerk A. Zimmermann Lauta
  • VEB Schweißtechnik Finsterwalde
  • VEB Blechpackung Staßfurt
  • VEB Mansfeld Industrieanlagen Dresden
  • VEB Mansfeld Generallieferant Metallurgie
  • VEB Schachtbau Nordhausen

[13][14]

Mansfeld AG

Am 28. Mai 1990 wurden aus dem Kombinat heraus 24 Kapitalgesellschaften gegründet und das Kombinat als solches, als Holding der vorgenannten Gesellschaften, in die Mansfeld AG umgewandelt. Die Mansfelder Kupferbergbau GmbH und die Industrieverwahrung Ilsenburg GmbH wurden als einzige Werke des Stammbetriebes nicht übernommen und blieben unter der Verwaltung der Treuhandanstalt, später der Treuhandeigenen "Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben mbH" (GVV). Ebenso wurden die Eisen- und Hüttenwerke Thale AG, die Schachtbau Nordhausen GmbH und die Schweißtechnik Finsterwalde GmbH nicht übernommen und verblieben vorerst unter direkter Treuhandverwaltung. Der VEB Mansfeld Generallieferant Metallurgie Berlin wurde unter Treuhandverwaltung in die Ost-Handels-GmbH Berlin für Ausrüstungen und Industrieanlagen und die Erzprojekt Leipzig GmbH umgewandelt und schied ebenfalls aus der Mansfeld AG aus. Parallel zur Privatisierung der Mansfeld AG wurde 1991 die Gemeinnützige Sanierungsgesellschaft Mansfelder Land GmbH (GSG) als Auffanggesellschaft für freigesetzte Arbeitskräfte des ehemaligen Kombinates gegründet. Die Gründung der GSG erfolgte zunächst als 100%ige Tochter der Mansfeld AG auf Betreiben des Vorstandes der Mansfeld AG und Arbeitnehmervertretern gegen den Willen des Aufsichtsrates und der später beteiligten Landkreise Sangerhausen, Hettstedt und Eisleben. Durch die GSG wurden von 1991 bis 1993 temporär 2000 bis 2500 Arbeitsplätze geschaffen. Am 5. Oktober fusionierte die Mansfeld AG mit der Walzwerk Hettstett AG (Tochtergesellschaft der Mansfeld AG) und wurde am 19. Oktober 1993 in die Mansfelder Kupfer und Messing GmbH Hettstedt (MKM) umgewandelt. 1995 wurde die Privatisierung der MKM durch die Übernahme der belgischen Lamitref-Gruppe abgeschlossen.[15] [16] [17]

Bergbau

Geologie

Das ca. 0,3-0,4 m mächtige Kupferschieferflöz tritt am Westrand (Harz), am Südwestrand (Hornburger Sattel) und am Nordrand (Halle-Hettstedter-Gebirgsbrücke) der Mansfelder Mulde zutage und fällt mit ca. 3-8 Grad nach Osten in die Mansfelder Mulde ein. Analog dazu fällt das Flöz vom Harzsüdrand und vom Südrand des Hornburger Sattels ebenfalls mit 3-8 Grad nach Süden in die Sangerhäuser Mulde ein. Das Flöz bildet die Basis des Zechsteins und wird je nach Tiefe von sämtlichen Schichten der Zechsteinformation sowie von Schichten des Trias und des Tertiärs überlagert.

Kupferschieferbergbau

Der Bergbau auf Kupferschiefer begann um 1200 zunächst am ausstreichenden Flöz in Oberflächennähe im sogenannten Duckelbergbau. Der Abbau des Flözes war damit allerdings in seiner Fläche wie Teufe wegen des zusetzenden Grundwassers begrenzt und die Schächte mußten frühzeitig aufgegeben werden. Auf diese Weise wurde der gesamte oberflächennahe Bereich des Flözes über mehrere Jahrhunderte abgebaut. Ab dem 17. Jahrhundert begann der Vortrieb von teilweise sehr langen Stollen um das Kupferschieferflöz auch in tieferen Bereichen abbauen zu können. Der 1809 angesetzte Schlüsselstollen ist der tiefste dieser Stollen, brachte bei Helbra eine maximale Teufe von ca. 180 m ein und besitzt eine Länge von 32,3 km. Auf den Schlüsselstollen wurde später die gesamte Wasserhaltung in der Mansfelder Mulde ausgerichtet. Erst der Zusammenschluß zur Mansfeldschen Kupferschieferbauenden Gewerkschaft und die Nutzung der Dampfkraft führten zur Teufe von tieferen Schächten und zum flächigen Abbau des Flözes im Strebbau. Die Mitte des 19. Jahrhunderts geteufeten Schächte befanden sich noch am Rande der Mansfelder Mulde und erschlossen nur Teufen bis ca. 200 m. Die bis ca. 1900 angelegten Schachtanlagen bestanden in der Regel aus mehreren, teilweise bis zu fünf, Schächten die jeweils unterschiedlichen Zwecken dienten und im Falle von Förderschächten auch an unterschiedliche Sohlen angeschlossen waren. Mit zunehmender Teufe des Abbaus verlagerten sich sowohl die Abbausohlen, wie auch die Förderschächte immer weiter mit dem Einfallen des Kupferschieferflözes in die Mansfelder Mulde hinein. Die bis Ende der 1960er Jahre betriebenen Förderschächte Vitzthum (Ernst Thälmann), Paul (Otto Brosowski) und Wolf (Fortschritt I) lagen bereits im Zentrum der Mansfelder Mulde und hatten, über zum Teil lange Querschläge Anschlüsse bis zur 11. Sohle. Die 12., 13. und 14. Sohle wurden nur über Flachen und mit einer Zahnradbahn erreicht. 1969 wurde mit der Einstellung der Förderung auf dem Otto Brosowski-Schacht der Bergbau in der Mansfelder Mulde stillgelegt und diese ab 1970 geflutet.

Mitte der 1930er Jahre erfolgte ein Bohrprogramm das hauptsächlich der Erkundung der restlichen Vorräte in der Mansfelder Mulde dienten, welches aber auch auf die Sangerhäuser Mulde ausgedehnt wurde. Die Mansfeld AG entschloß sich daraufhin zum Neuaufschluß der Sangerhäuser Lagerstätte und begann 1942 mit der Sümpfung des Röhrig-Schachtes bei Wettelrode. 1943 begann die Anlage eines neuen Hauptförderschachtes in Sangerhausen zunächst mit dem Vorbohren der Schachtachse und 1944 mit dem Abteufen. Die Abteufarbeiten wurden Mitte 1945 bei 52 m Teufe vorläufig beendet. 1947 wurden die Abteufarbeiten am Schacht Sangerhausen wieder aufgenommen und 1949 beendet. 1951 erfolgte nach vorheriger untertäger Verbindung mit dem Röhrigschacht die Aufnahme der Förderung auf der 1950 in Thomas Münzer-Schacht umbenannten Schachtanlage. [18]Aufgrund der weiterlaufenden Erkundungen durch das Mansfeld Kombinat wurden mit dem Schacht Niederröblingen (1952) und dem Schacht Nienstedt (1956) zwei weitere Förderschächte in der Sangerhäuser Lagerstätte abgeteuft. Von 1964-1970 wurde das Südfeld der Schachtanlage-Bernard Koenen bis zur 11. Sohle durch den Einbau der Zahnradbahn aus der auslaufenden Mansfelder Lagerstätte erweitert. 1965 erfolgte der Aufschluß des Westfeldes der Schachtanlage-Thomas Münzer und das Abbohren der Wetter- und Fluchtschächte Brücken I (1969) und Brücken II (1972) in 8 km Entfernung vom Thomas Münzer-Schacht.[19] 1975 erfolgte im Anschluß daran das Abbohren des Wetterschachtes Mönchpfiffel bei Allstedt in 6 km Entfernung zum Schacht Niederröblingen (B. Koenen I) und dessen Erweiterung auf die Teillagerstätte Allstedt.[20]

Halde des Vitzthum (Ernst Thälmann)-Schachtes
Bernard Koenen-Schacht II bei Nienstedt
Röhrigschacht Wettelrode

Wichtige Schächte in der Mansfelder Mulde:

  • Otto-Schächte I-V (1865-1911) bei Wimmelburg
  • Niewandt-Schächte I-II (1866-1913) bei Siersleben
  • Freiesleben-Schächte I-III (1868-1917) bei Leimbach
  • Zirkel-Schacht (1891-1927 / 1970) bei Klostermansfeld
  • Ernst-Schächte / Walter Schneider-Schächte I-IV (1864-1966) bei Helbra
  • Clotilde-Schacht / Max Lademann-Schacht (1879-1964) bei Eisleben
  • Hohental-Schächte / Hans Seidel-Schächte I-II (1887-1958/1970) bei Helbra
  • Paul-Schacht / Otto Brosowski-Schacht (1900-1969) bei Augsdorf
  • Vitzthum-Schacht /Ernst Thälmann-Schacht (1906-1962) bei Siersleben
  • Wolf-Schacht / Fotschritt-Schacht I (1906-1967) bei Volkstedt
  • Dittrichschacht / Fortschritt-Schacht II (1907-1960) bei Unterrißdorf

Wichtige Schächte in der Sangerhäuser Mulde:

  • Schacht Sangerhausen / Thomas Münzer-Schacht (1944-1990)
  • Schacht Niederröblingen / Bernard Koenen-Schacht (I) (1952-1990)
  • Schacht Nienstedt / Bernard Koenen-Schacht II (1956-1990)
  • Bohrschacht Mönchpfiffel (1974-1990)
  • Bohrschächte Brücken I-II (1969/1972-1988)
  • Röhrig-Schacht (1871-1956/1990, seit 1991 Besucherbergwerk) bei Wettelrode

Kalibergbau

Nach der Trockenlegung des Salzigen Sees brachte die Mansfeldsche Kupferschieferbauende Gewerkschaft 1896 am Ostrand der Mansfelder Mulde bei Wansleben eine Tiefbohrung auf Kupferschiefer nieder und stieß dabei auf ein 35 m mächtiges Kaliflöz. Daraufhin erfolgte mit dem Abteufen des Georgie-Schachtes und dem Aufbau einer Kalifabrik bei Wansleben der Einstieg in die Kaliproduktion. Das Unternehmen betrieb vier Kaligewerkschaften mit zwei Kalifabriken, wobei auch über zwei Kupferschiefer-Schächte mit Kaliflöz-Anschluß gefördert wurde. Die Kaliproduktion wurde 1925 aufgrund des Kali-Stillegungsgesetzes von 1921 eingestellt.

Kalischächte des Mansfeld-Unternehmens:

  • Georgi-Schacht (1898-1925) bei Wansleben, Kaliwerk Ernsthall mit Kalifabrik in Wansleben
  • Schacht Neu-Mansfeld (1910-1925) bei Wansleben, Kaliwerk Ernsthall mit Kalifabrik in Wansleben
  • Wolf-Schacht bei Volkstedt, Kaliwerk Wolfshall (1911-1914) mit Kalifabrik in Eisleben
  • Dittrich-Schacht bei Unterrißdorf, Kaliwerk Dittrichshall (1911-1925) mit Kalifabrik in Eisleben
  • Wachler-Schacht (1912-1925) bei Unterrißdorf, Kaliwerk Paulshall (1912-1925) mit Kalifabrik in Eisleben

[8][21]

Verhüttung

Technologie

Die Gewinnung der Hauptwertstoffkomponenten Kupfer und Silber aus dem Kupferschiefer erfolgte im Gegensatz zu anderen Erzen stets über den Umweg des Kupfersteins. Da die Erze im Kupferschiefer fein verteilt sind und deshalb nicht mit gängigen bergmännischen (physikalischen) Verfahren aufbereitet werden konnten, aber einen hohen Kohlenstoffanteil enthielt, wurde dieser über mehrere Wochen gebrannt und danach direkt und bei hohen Temperaturen in Schachtöfen eingeschmolzen. Der dabei erschmolzene Kupferstein wurde anschließend bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts geröstet und das sulfidische Röstgut erneut in Schachtöfen zu Rohkupfer geschmolzen. Aus dem Rohkupfer wurde in Saigerhütten das Silber gewonnen. Das silberarme Kupfer verließ die Saigerhütte als Schwarzkupfer. Das Schwarzkupfer wurde in Flammöfen erneut eingeschmolzen, wobei noch vorhandene Fremdmetalle oxidiert wurden und anschließend, nach Abzug der Schlacke, die Schmelze zu Garkupfer reduziert wurde. Dieses Endprodukt ging als Mansfelder Feuerraffinat in den Handel. Im 20. Jahrhundert änderte sich diese Technologie im wesentlichen dahingehend, das auf das Schieferbrennen verzichtet wurde und der Schiefer, unter Ausnutzung des darin enthaltenen Kohlenstoffs, in wassergekühlten Schachtöfen direkt geschmolzen wurde. Darüber hinaus wurde das Silber nicht mehr im Saigerverfahren gewonnen sondern das im Rohkupfer enthaltene Silber über einen erneuten Röstprozess in Silbersulfat umgewandelt, ausgewaschen und anschließend ausgefällt. Ab 1925 wurde der Kupferstein in Konvertoren im Bessemer-Verfahren direkt zu Rohkupfer verblasen. Das Rohkupfer wurde zu Anodenblechen gegossen und anschließend mittels Elektrolyse Reinkupfer gewonnen. Aus dem anfallenden Anodenschlamm wurde unter anderen das Silber gewonnen. Neben den Hauptprodukten Kupfer und Silber wurden aus den Abprodukten der Kupferverhüttung, je nach Technologiestand und Verwendbarkeit immer mehr im Schiefer enthaltene Edel- und Spurenmetalle sowie eine Reihe weiterer Nebenprodukte hereingewonnen. [22][23]

Oberhütte

Die im 15. Jahrhundert entstandene, nördlich von Eisleben gelegene Oberhütte wurde 1870 stillgelegt. 1876 wurde auf der Oberhütte die erste Kupferelektrolyse-Anlage eingebaut. 1908 wurde die Kupferelektrolyse eingestellt und die Anlagen abgerissen. Oberhütte ist heute ein Ortsteil von Eisleben. [24]

Krughütte (Karl Liebknecht-Hütte)

Die Krughütte wurde 1868 von der Mansfeldschen Gewerkschaft als erste moderne Rohhütte mit Großschachtöfen gebaut und ging 1870 in Betrieb. Der hier erschmolzene Kupferstein wurde in den Hettstedter Hütten (Gottesbelohnung, Kupferkammer) weiter verarbeitet. Die in der Hütte anfallende Schlacke wurde seit 1873 zu Pflastersteinen gegossen. Von 1916 bis 1936 wurden auf der Krughütte nacheinander drei wassergekühlte Großschachtöfen gebaut und in Betrieb genommen. Die hier anfallenden Ofengase wurden gewaschen und die dabei anfallenden Schlämme mit hohem Spurenmetallgehalten in den Hettstedter Hütten weiterverarbeitet. 1950 wurde die Hütte in Karl Liebknecht-Hütte umbenannt. 1972 wurde die Hütte vom Mansfeld Kombinat stillgelegt. Wenige Jahre später kam es im gesamten Gelände der Hütte zu massiven Senkungserscheinungen welche die meisten der vorhandenen Gebäude in ihrer Grundsubstanz zerstörte. Die Betriebsanlagen wurden daraufhin in den 1980er Jahren komplett abgerissen. [25]

Kochhütte (August Bebel-Hütte)

Die Kochütte bei Helbra ging 1880 als zweite Großhütte der Mansfeldschen Gewerkschaft in Betrieb. Der erschmolzene Kupferstein wurde in den Hettstedter Hütten weiterverarbeit. Die in der Kochhütte anfallenden Schlacken wurden von Anfang an zu Pflastersteinen gegossen oder zu Schotter und anderen Baumaterialien weiterverarbeitet. 1951 wurde die Kochhütte in August Bebel-Hütte umbenannt. Am 10. September 1990 erfolgte der letzte Ofenabstich auf der Kochhütte. Die Gebäude und Betriebsanlagen wurden in den Folgejahren vollständig zurück gebaut. Auf dem Gelände der Hütte befindet sich heute ein Gewerbegebiet. [26]

Gottesbelohnungs-Hütte (Kupfer-Silber-Hütte)

Bessemerei der Kupfer-Silber-Hütte

Die Gottesbelohnungs-Hütte entstand 1695 als Rohhütte bei Hettstedt. 1796 ging die Hütte in Konkurs und wurde 1797 von der Kupferkammer-Hütte übernommen. 1827 wurde auf der Hütte eine Amalgieranlage zur Entsilberung des Kupfersteins der Rohhütten errichtet, welche 1827 ihren Betrieb aufnahm. 1870 wurde oberhalb der Gottesbelohnungs-Hütte eine Kupferraffinierhütte zur Verarbeitung von Rückständen aus den Flammöfen errichtet. 1926 wurde eine Bessemerei und 1937 eine Elektrolyseanlage errichtet. Die durch das Bessemer-Verfahren überflüssigen Öfen der Kupferraffinerie wurden umgebaut und zum Gießen der Kupferanoden genutzt. Mit der Gründung des Mansfeld Kombinates wurden die Bessemerei, die Kupferraffinerie und die Elektrolyse zusammengeführt und die Hütte als Kupfer-Silber-Hütte bezeichnet. 1971 wurde eine Anlage zur Wiederaufarbeitung kupferhaltiger Sekundärrohstoffe errichtet. In den 1960er Jahren baute das Mansfeld Kombinat auf der Hütte zwei Stranggußanlagen, welchen 1978 eine Gießwalzanlage für Kupferdraht folgte. 1989 wurde die Bessemerei der Hütte stillgelegt und die anderen Anlagen für die Verarbeitung von Sekundärrohstoffen in den 1990er Jahren komplett modernisiert. 2004 wurde die Produktion der Sekundärkupferanlagen eingestellt. [27]

Kupferkammer-Hütte (Blei-Hütte)

Die Kupferkammer-Hütte bei Hettstedt entstand 1723 als Rohhütte. 1797 übernahm das Hüttenwerk die in Konkurs gegangene Gottesbelohnungshütte und nannte sich von da an Kupferkammer samt Gottesbelohnungshütte. 1913 wurde der Betrieb als Rohhütte eingestellt. Ab 1921 erfolgte der Umbau der Hütte zur Verarbeitung von Flugstäuben der Rohhütten. Zunächst stellte die Hütte Werkblei, Zinkoxid und Zinkvitriol her. Bleihaltiger Kupferstein wurde an die Rohhütten zurückgeliefert und erneut zur Kupfergewinnung eingeschmolzen. Ab 1949 wurden Rhenium, Thallium und Jodverbindungen aus den Flugstäuben gewonnen. Ab 1960 erfolgte die Gewinnung von Germanium aus den Flugstäuben der Bleiöfen. 1966 baute das Mansfeld Kombinat auf der Hütte eine Anlage zum Umschmelzen von Zinkschrott. 1976 wurde die Bleigewinnung auf der Hütte eingestellt, bleihaltige Rückstände wurden an die Bleihütte Freiberg (VEB Bergbau- und Hüttenkombinat) geliefert. 1978 wurde die Verarbeitung von Rohhüttenflugstaub eingestellt. Mit der Einstellung der Zinkschrottverarbeitung und der Herstellung von Zinksulfat im Jahr 1990 wurde die Hütte stillgelegt, in den Folgejahren die Anlagen abgerissen und das Gelände saniert. 2008 wurde die Sanierung der Bleihütte abgeschlossen. [28]

Produkte

Bis Ende des 19. Jahrhunderts waren Silber und Kupfer die einzigen Primärprodukte des Unternehmens. Mit der Zeit kamen jedoch durch verbesserte Verhüttungstechnologien und einem Bedarf von Wirtschaft und Gesellschaft durch neue Erfindungen, immer weitere Produkte hinzu. Hauptprodukte des Unternehmens waren: Kupfer als Mansfeld-Raffinat (1871) und als Mansfeld-Elektrolytkupfer (1938) in verschiedenen Formaten wie Blöcken, Platten, Barren, Stangen, Drahtbarren (Wirebars) und ab 1971 als Kupferdraht; Silber als Zementsilber 99,90 % Ag (1827) und Elektrolytsilber 99,96 % Ag (1926) in Barren und als Granulat; Gold als Feingold 99,90 %–99,92 % Au in Barren; Blei als Hütten-Weichblei; Zinkvitriol; Zinkoxid als Farboxid; Bleimennige; Schwefelsäure; Jod in Apothekenqualität; Thallium als Fällschlamm; Cadmium als Zementcadmium; Rohhüttenschlacke als Pflastersteine (1873), Bauformsteine (1949), Schlackenschotter (1959) und Verschleißschutzmaterial (1962); Platin 97 %–98 % Pt als Pulver; Palladium 97 %–98 % Pd als Pulver; Selen als Rein- und Reinstselen; Nickelsulfat; Vanadiumpentoxid; Germanium als Fällschlamm; Rhenium; Molybdän als Ferro-Molybdän aus der Ofensau der Rohhütten-Schachtöfen (nur während des Ersten Weltkrieges); Eisenerz (Ofensau) als Granulat (1978) und Messing in Blechen und anderen Halbzeugen [22]

Über die eigentliche Kupferproduktion hinaus stellte das Unternehmen eine Reihe weiterer primärer Montan-Produkte her – unter anderem Stein- und Braunkohle einschließlich Koks und anderer Kohleprodukte (größtenteils zum Eigenbedarf), Kaliprodukte aus den Kaliwerken Eisleben und Wansleben sowie Halbzeuge aus Aluminium und Eisen in den Kombinatsbetrieben des Mansfeld-Kombinates. Das Mansfeld-Kombinat hatte eine eigene Konsumgüter- und Industriegüterproduktion (Rationalisierungsbetrieb). Unter anderem fertigte das Mansfeld-Kombinat Schul- und Gartenmöbel, Computer (Mansfeld-PC), Schaltschränke, Förderanlagen, Bohrmaschinen und Hebevorrichtungen (Seilwinden).[29]

Literatur

  • Autorenkollektiv: Mansfeld - Die Geschichte des Berg- und Hüttenwesens. Verein Mansfelder Berg- u. Hüttenleute e.V., Deutsches Bergbaumuseum Bochum, Eisleben und Bochum 1999, ISBN 3-921-53369-4
  • Autorenkollektiv: Mansfeld - Die Geschichte des Berg- und Hüttenwesens, Band 3 (Sachzeugen). Verein Mansfelder Berg- u. Hüttenleute e.V., Deutsches Bergbaumuseum Bochum, Eisleben und Bochum 2008, ISBN 3-937203-40-0


Weblinks

Mansfelder Kupferspuren Vorlage:Commonscat


Einzelnachweise

  1. Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 1. Eisleben und Bochum, 1999, S. 43.
  2. Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 1. Eisleben und Bochum, 1999, S. 228.
  3. 3,0 3,1 Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 3. Eisleben und Bochum, 2008, S. 59.
  4. Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 1. Eisleben und Bochum, 1999, S. 54-56.
  5. Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 1. Eisleben und Bochum, 1999, S. 236-240.
  6. Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 1. Eisleben und Bochum, 1999, S. 248.
  7. www.archive.nrw.de Bestand 139
  8. 8,0 8,1 8,2 Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 3. Eisleben und Bochum, 2008, S. 185-198.
  9. Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 1. Eisleben und Bochum, 1999, S. 59.
  10. www.archive.nrw.de Bestand 54
  11. Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 1. Eisleben und Bochum, 1999, S. 433-434.
  12. Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 1. Eisleben und Bochum, 1999, S. 435-436.
  13. Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 1. Eisleben und Bochum, 1999, S. 436-446.
  14. Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 1. Eisleben und Bochum, 1999, Anlage 1-6, S. 463-475.
  15. Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 1. Eisleben und Bochum, 1999, S. 459-462.
  16. Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 1. Eisleben und Bochum, 1999, Anlage 7-8, S. 477-478.
  17. Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 3. Eisleben und Bochum, 2008, S. 19-58.
  18. Schacht Sangerhausen (Kupferspuren)
  19. Schächte Brücken (Kupferspuren)
  20. Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 1. Eisleben und Bochum, 1999, S. 67-80.
  21. Das Kalisalzbergwerk Dittrichshall (Kupferspuren)
  22. 22,0 22,1 Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 1. Eisleben und Bochum, 1999, S. 236-338.
  23. Darstellung der Kupfergewinnung von den Anfängen bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts (Kupferspuren)
  24. Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 3. Eisleben und Bochum, 2008, S. 223-224.
  25. Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 3. Eisleben und Bochum, 2008, S. 229-230.
  26. Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 3. Eisleben und Bochum, 2008, S. 230-232.
  27. Mansfeld-Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens Band 3. Eisleben und Bochum, 2008, S. 232-235.
  28. Blei-Hütte bei Hettstedt (Kupferspuren)
  29. Autorenkollektiv: Mansfeld – Band 1. 1999, S. 403–426.